Es ist schwül und ich wollte mir meine Zugkarte nach Kassel kaufen.
Kassel ist mein Untergang.
Im Bahnbüro ist es heiss und alles stinkt nach Plastik und Schweiss.
Vor mir sind sicher noch 20 andere Menschen und ich möchte nicht warten.
Gehe wieder raus und unter die Brücke hinter dem Bahnhof. Zwischen Gärten und Gleisen.
Es ist stürmisch und die riesigen Kopfhörer dienen auch als Haarreif. Sie sind so groß wie die der Bauarbeiter. Höre the way I are . Die Musik ist so toll. Der Text mir egal. .
Mit jedem Jahr mehr verschwinden meine Wörter. Sollte einen Wortschatztest machen. Bin sicher auf der gleichen Stufe wie ein 12 jähriges Halbkind.
Meine Schriftlehrerin (750-jähriges Bestehen der Rotunda) meinte auch immer , dass ich schreibe, wie ein Teenager, der nicht weiss, wohin. Mit dicken Kringeln anstelle von zarten i-Punkten. Nicht bei der Rotunda. Beim Schnelleinfachsoschreiben. Dicke I-Punkte = Harmoniesucht. Das sagte sie. Stimmt aber nicht. Sagen andere.
Wortschatz: Bemerke in letzterZeit immer mehr, dass ich in Gossensprache denke und es mir eine riesige Freude ist. Ich denke zum Besipiel sehr häufig den Satz: "Was gehtn, Alder?" frage aber stattdessen "Wieso machen sie das?"
Kraftausdrücke kommen in meinen Gedanken auch immer häufiger vor.
Einfach aneinander gereiht. Fuckscheißpisskacke. Aussprechen werde ich es aber nicht.
Ich bin Bushido.
Bin auf das Geigenmusikflötengeschäft zugelaufen.
Und da hing sie als Plakat.
Rebekka Bakken.
Habe sie lange angesehen und versucht, Ähnlichkeiten zu meinem Gesicht zu finden.
Wir ähneln uns aber nicht/kaum. Haben vielleicht ähnliche Haare. Gleiche Farbe. Beide viel Haar auf dem Kopf. Ähnliche Wangenknochen. Sonst aber auch nichts.
Das war heimlich enttäuschend, da ich dachte, sie müsse aussehen wie eine Schwester.
Schliesslich haben wir sozusagen den gleichen Namen. Man muss nur eine andere Form des Vornamens nehmen und den Nachnamen auch ein glitzekleinwenig ändern. Einen Buchstaben .
Nicht mal meine Schwestern sehen aus, als seien sie mit mir verwandt.
Und es sagt auch nie jemand zu mir: Du siehst ja aus wie die und die.
Keine Doppelgänger.
Ich sehe aus wie eine Olga. Das weiss ich. Das habe ich früher auch gesagt. Hallo, ich bin Olga. und es wurde mir geglaubt. Wollte mal einen Typen abschütteln und schrieb eine Telefonnummer mit dem Namen Olga auf seinen Unterarm. Dieser Typ ist mir späterdann im Museum begegnet und sprach mich mit Olga an. ich hatte das schon vergessen.
Innerhalb weniger Wochen:
Der Hund des Schmieds wird von einem anderen Hund fast tot gebissen. Eine Woche bangen. Er überlebt.
Die Oma fährt ihr Auto wie in den 50ern. Ist alles frei, fährt sie los, auch wenn es rot ist. Ist ja keiner da. Sie hat ein riesiges Auto. Zum Glück. Sie fliegt gegen die Windschutzscheibe. Hat aber einen Schutzengel. Und eine 10 cm. lange Narbe am Oberkopf.
Die Schwester wünscht sich Ruhe und Glück. Keinen Stressmerh nach der Scheidung. Deshalb möchte sie nicht irgendwo hinfliegen, macht mit ihrer Freundin und vielen Kindern Urlaub auf dem Bauernhof. Gleich am ersten Tag nach dem Kofferauspacken darf ihe Tochter endlich reiten. Das war heiss ersehnt. Das Pferd hat noch nichts gegessen und geht durch. Sie bleibt am Steigbügel hängen und wird mit Chistoph 4,5 oder 6 weggeflogen. Meine Schwester ist am Boden, ihe andere Tochter wohnt bei mir, solange wie die Schwester im Krankenhaus in der fremden Stadt bleiben muss. Die Tochter kann erst in ein paar Monaten wiede rlaufen. Die Schwester kann nicht arbeiten.Auf MännerbzwVäter ist kein Verlass - auch wenn alle stets so tun. Das ist traurig. Aber wahr und man muss damit umgehen.
Die Patentante stirbt. Wegen ihr habe ich den komischen Zweitnamen,den ich immer verheimliche.
Das Kind meiner anderen Schwester muss ins Kankenhaus, wegen seiner schlimmen Krampfanfälle und geht zur Kommunion und ich komme schon wieder. Drama und kein Anzug. Alles gelöst. Schöne Feier.Trotzdem keine Nerven mehr.
Verpasse alle Termine. Keine eigenes Leben mehr.
Alles erholt sich.
Dann hat der Sohn eine Gehirnerschütterung. Steit mit der Schule, weil sie Schläger duldet. Was, auf dem Gymnasium wird gehauen. Kann ja nicht sein. Tagelanges Gerangel, damit das alles in der Schule thematisiert wird. Der Sohn hat Angst. Am Ende bekommt der andere doch die Strafe. Der Schule ist es peinlich.Aber das ist nicht mein Problem.
Der Lieblingsonkel des Ex stirbt.
In der gleichen Nacht brennt der Autobus, den sich seine Eltern und deren Freunde gemietet haben,um Mitternacht ab.
Alle überleben unverletzt, aber alles Gepäck ist weg. Pässe, Schlüssel. Verbrannt. Sie stehen neben dem Bus und schauen zu.
Ich muss mir etwas einfallen lassen. Sie beruhigen. mich um die Dinge kümmern.
Bin nur noch in Bewegung.
Aber nicht wegen mir.
Und ich verpasse alles, was ich tun muss. An die Folgen mag ich gar nicht denken. Und auch nicht daran, was als nächstes kommt.
Alle sagen, es sei schwerer, viele Sachen auf einmal zu machen oder sich um viele Dinge gleichzeitig zu kümmern.
Finde das nicht.
Man verbohrt und verbiegt sich nicht mehr nur für ein Ding. Man muss schneller sein. Gleichzeitig auch ruhiger. Das ist die beste Zusammenstellung.
